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Tag 15: Uhrmacher-Blues

Der wieder nichts Gutes verheissenden Wetterprognose zum Trotz zog ich heute Morgen los, erlebte eine zauberhafte Morgenstimmung beim Etang de Gruère (Achtung, genau lesen: nicht Gruyère!) und nahm die kleine Steigung zum Mont Croisin in Angriff. Dort steht der schweizweit grösste Windpark – durchaus beeindruckend, einen solchen mal aus der Nähe zu erleben; gerade für einen Strombranchen-Bürohengst wie mich. Ob ich mir die heutigen Stunden unter “Weiterbildung” als Arbeitszeit verbuchen darf?

Um einem möglichen Gewitter zu entgehen, suchte ich auch heute früher als gewohnt mein Nachtquartier. In diesem Zusammenhang: Irgendjemand hier, der gerne mal ein nettes Hotel eröffnen möchte, aber noch einen geeigneten Standort sucht? Ich weiss, wo Erfolg winkt! Und zwar in St. Imier. Dies ist ein durchaus hübsches, wenn auch etwas verschlafenes Uhrmacher-Städtchen (Longines!) im Berner Jura. Touristisch interessant ist auch die Lage zwischen den besagten Energie-Bergen Mont Croisin/Mont Soleil und dem Chasseral, der ja seit jeher ein beliebtes Ausflugsziel ist.

Dennoch gibt’s hier gerade mal ein (!) Hotel am Platz. Eines zudem, das diesen Namen kaum verdient, sondern eher unter “Abstiege” geht: muffige, dunkle Zimmer mit Siebzigerjahre-Möbel, Spannteppich und einer Toilette, die undefinierbare Geräusche von sich gibt; zudem einen Aschenbecher, der darauf hindeutet, dass das Konzept “Nichtraucherhotel” noch nicht bis nach St. Imier gelangt ist. Nein, das ist kein Ort, an dem man gerne verweilt.

Tja, und in diesem Hotel nächtige ich heute. Die bisher mit Abstand schlechteste Übernachtungsstätte! Der Hotelier weiss schon, warum er gleich zu Beginn die stolzen 90 Stutz einkassiert hat. Ich hätte ja schon Böses ahnen müssen, als im Tourismusprospekt hauptsächlich das Vorhandensein eines Lifts als Feature angepriesen wurde. Aber gut, eine solche Erfahrung gehört wohl auch dazu. Bisher habe ich mich über meine Unterkünfte kaum beklagen können, genauso wenig wie übers Wetter. Apropos Wetter: Das Gewitter grollt und knallt derzeit mit Wucht über der Stadt und macht mein Spelunkenzimmer noch trister, als es ohnehin schon ist. Zum Glück muss ich nicht länger hierbleiben, sonst kriegte ich wohl den Blues.

In Kürze:

Ausgangspunkt: La Theurre (Saignelégier)

Nächtigungsstation: St. Imier

Zurückgelegte Kilometer heute: ca. 18

Überwundene Höhenmeter heute: ca. 200

Durchwanderte Kantone: JU, BE

Zustand körperlich: Solid

Zustand emotional: Ok – sicher wieder besser, sobald ich aus diesem Hotelzimmer raus bin

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