Wann soll die Geduld ein Ende haben?
- Simon Eberhard
- 18. Feb. 2024
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 19. Feb. 2024
Über ein Phänomen im Arbeitsleben, das mehr Verachtung verdient.
Man kennt's ja mittlerweile aus Vorstellungsgesprächen. Gestählt von den immergleichen HR-Fragen from Hell, hat man inzwischen einige Antwort-Routinen eingeübt. Auf die allseits beliebte Frage "Was sind denn so Ihre Schwächen?" zückt man aus dem Bewerbungs-Lehrbuch eine derjenigen Schwächen, die von vielen Vorgesetzten nicht so wirklich als Schwäche ausgelegt werden - eher im Gegenteil.
Ein Klassiker: "Ich bin ungeduldig!". Ungeduld, das suggeriert einen dynamischen Macher-Typen, der mit dem Motto "Gibt's nicht geht nicht" verkrustete Strukturen aufbricht und frischen Wind ins Unternehmen bringt. Das bisschen Ungeduld, das damit einhergeht, wird man ja wohl noch verzeihen können.
Ich hingegen plädiere dafür, dass die Ungeduld gerade auch in diesem Umfeld endlich das erhält, was sie verdient: Versachtung.
Beamtenmief vs. Management-Willkür
Natürlich. Es gibt Situationen im Arbeitsleben, das ist Ungeduld nicht nur verständlich, sondern sogar angebracht. Das IT-System, das schon wieder hängt, das schlecht vorbereitete Endlos-Meeting, in dem sich ein Kollege in seiner Laberei verliert oder Zulieferer, die auch beim dritten Nachfragen nicht liefert, was von ihnen erwartet wird alles Dinge, die die Geduld arg strapazieren. Eine angemessene Dosis Ungeduld baut da möglicherweise erst den notwendigen Druck auf, damit die Dinge ins Rollen kommen. Klar: Niemand will sein Arbeitsdasein gerne im verstaubten Beamtenmief verbringen.
Doch wie viele Projekte gibt es umgekehrt, die gerade an der Ungeduld scheitern? Projekte mit einem Zeitplan, der oft auf willkürlich gewählten Parametern beruht. Oft sind solche Zeitpläne verknüpft mit Unternehmens- oder Mitarbeitendenzielen, die ihrerseits meist auf unrealistischen Erwartungen seitens der Vorgesetzten beruhen - oder eben einfach auf deren Ungeduld.
Ungeduld ist nicht gleich Dynamik
Ich habe in meiner beruflichen Laufbahn einige solche Projekte erlebt, bei der solche Ungeduld die Wurzel allen Übels war – Ungeduld, die die betreffenden Personen meistens mit Dynamik verwechselten. Tatsächlich geht beides oft miteinander her, und macht eben gerade dies die gute Managerin oder den guten Manager aus: zu erkennen, wann Projekte einen Schub brauchen und wann es jedoch einfach ein wenig geduldig zu sein gilt.
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